Anforderungen der Außenwelt

»Die Anforderungen der Außenwelt treten uns zuerst in den Geboten der Eltern und anderer Autoritäten gegenüber. Unser Selbstwertgefühl leidet aber darunter, fremden Befehlen gehorchen zu müssen. Andererseits können wir uns ihnen nicht entziehen. Da hilft sich unser Seelenleben damit, daß es diese Befehle verinnerlicht«
(Wilfried Gottschalch, 91, S. 50).

In der Gegenwart leben

Eine Zen-Geschichte:
Ein junger Mann kam zum Meister und berichtete ihm von seinen Erlebnissen.
“Im Himalaya traf ich einen weisen alten Mann, der in die Zukunft sehen kann. Diese Kunst lehrte er auch seine Schüler.”, sprach er voller Begeisterung.
“Das ist keine Kunst.”, sagte der Meister. “Mein Weg ist viel schwieriger.”
“Wirklich?” fragte der junge Mann. “Wie ist euer Weg, Herr?”
“Ich bringe den Menschen bei, die Gegenwart zu sehen.”

Als ich diese Geschichte zum ersten Mal las, musste ich zunächst schmunzeln, fühlte mich aber auch „ertappt“, denn auch bin mit Gedanken oft in der Vergangenheit, im nächsten Moment oder in der weiteren Zukunft, anstatt im jetzigen Augenblick. Da kann es leicht passieren, dass man sich von der Gegenwart entfernt und außerhalb des Lebens steht, da man den Moment und was gerade ist, nicht bewusst wahrnimmt und so auch viele schöne Augenblicke verpassen kann. Dabei ist der wichtigste Moment doch immer der, der jetzt gerade ist. Was vergangen ist, lässt sich nicht mehr ändern. Was kommt, können wir nicht wirklich wissen und kommt oft sowieso anders als erwartet oder geplant.

Das bedeutet natürlich nicht, dass wir planlos durch das Leben gehen und keine Gedanken an die Zukunft verschwenden sollen. Aus der Vergangenheit lernen wir und natürlich müssen wir auch Ziele haben und Entscheidungen treffen, die in die Zukunft gehen. Im Hier und Jetzt zu leben bedeutet vielmehr achtsam zu sein und sich ganz auf den jetzigen Moment einzulassen. Mit allen Sinnen bei dem zu sein, was gerade ist oder was man gerade tut und sich nicht schon gedanklich im nächsten Augenblick, bei der nächsten Tätigkeit, bei der nächsten Aufgabe oder dem nächsten Gespräch zu befinden. Nur in der Gegenwart können wir unser Leben genießen, es aktiv gestalten, ändern was sich ändern lässt und lernen hinzunehmen, was sich nicht ändern lässt. Nur in der Gegenwart können wir SEIN.

Urlaub

So langsam geht sie wieder los,  die Urlaubszeit.  So nutzen viele beispielsweise die kommenden Osterfeiertage für einen Kurz- oder auch einen längeren Urlaub.

Mit Urlaub verbindet man meist viele schöne Dinge wie Ruhe,  Erholung,  Freiheit, Reisen, neue Erlebnisse und vieles mehr.  Vor allem aber mit viel freier Zeit.  Zeit,  all das zu tun, wozu man sonst keine Zeit hat.  Zeit zu Reisen und neue Länder,  Orte und Menschen kennenzulernen oder auch Altbekanntes neu zu entdecken. Zeit für Familie, Freunde,  für Ausflüge, zum Lesen  oder auch einfach um Nichtstun.

In nicht wenigen Fällen endet der Urlaub jedoch mit Enttäuschungen oder Freizeitstress. Zum Beispiel dann, wenn Erwartungen sich nicht erfüllt haben oder wenn versucht wird, in den Urlaubstagen möglichst viel zu erleben. Heute kann man ja innerhalb weniger Stunden zu den fernst gelegenen Orten reisen. Und auch am Urlaubsort selbst lässt sich dann die Umgebung oder sogar das ganze Land innerhalb weniger Stunden oder Tage per Auto oder Bus erkunden.  Das alles kann sicher sehr schön sein,  allerdings frage ich mich oft,  ob weniger nicht auch hier manchmal mehr wäre. Nicht so weit,  nicht so schnell,  nicht so viel,  denn das alles möchte ja auch von unserer Seele verarbeitet werden.  Entschleunigung statt Beschleunigung und sich Zeit nehmen, wirklich auch einmal nichts zu tun.  Das ist gar nicht so einfach,  wie man vielleicht denken mag,  wird man – so ganz ohne Ablenkung – hierbei doch auch auf sich selbst zurückgeworfen. Zeit mit sich selbst verbringen heißt sich selbst kennenzulernen, sich selbst zu finden.  Auch das kann ein Abenteuer sein.

Nicht in die Ferne, in die Tiefe sollst du reisen.”
 (Ralph Waldo Emerson)

Staunen können

Ich bitte dich hinaus zu geh'n
die wilde Schönheit einzusaugen,
die Wunder der Erde zu beseh'n
mit dem Staunen von Kinderaugen

Edna Jaques

Können wir eigentlich noch staunen?
In unserer heutigen Zeit, die sehr schnelllebig ist und in welcher die Wissenschaft fast alles erklären kann, fällt es uns oft schwer kleine Dinge bewusst wahrzunehmen und über etwas zu staunen.

Wenn wir gesund sind, ist es für uns normal und selbstverständlich, dass wir uns bewegen, sehen, hören und sprechen können. Wir wissen warum es möglich ist und was im Körper dabei abläuft. Es ist auch normal und selbstverständlich für uns, dass auf einen Winter der Frühling folgt, dass dann alles beginnt zu blühen, die Tage länger und wärmer werden. Es ist normal, dass auf eine Nacht der Tag folgt, dass es Regen gibt oder dass die Sonne scheint. Wir kennen oft alles bis zur kleinsten Zelle und ihren Aufbau mit ihrem Zellkern, den Ribosomen, Vesikel, Golgi-Apparat, Mitochondrien und ihre Funktionen. Wir wissen um kleinste Teilchen wie Atome, Elektronen Neutronen und Quarks. Ja selbst die Gene können wir bestimmen und verändern. Wir wissen was im Inneren eines Menschen abläuft, welche Funktionen in Gang gesetzt werden, zum Beispiel bei der Nahrungsaufnahme, beim Sprechen, beim Sehen und Hören. Wir wissen um die physikalischen Gesetze, um Ordnungsmuster in der Natur und um chemische Strukturen.

Können wir da trotzdem noch staunen über die scheinbar einfachen Dinge?
Staunen über einen Sonnenaufgang, über das Gras oder die kleine Blume, die den Asphalt durchbricht. Staunen über den Frühling, wie er in jedem Jahr aufs Neue geschieht, einfach so. Fast über Nacht beginnt alles zu blühen und auch die Zugvögel kehren zurück. Ich staune immer wieder darüber, wie sie ihren Weg finden. und wissen wann sie aufbrechen müssen. Aber ich staune auch über den Aufbau einer Zelle, wie perfekt alles angelegt ist, über die physikalischen Gesetze und die chemischen Strukturen, über all das was die Wissenschaft erforscht, aufgedeckt und uns an Wissen zugänglich gemacht hat. Und ich muss gestehen ich staune trotz allem Wissen darüber immer wieder, dass ich mich mit einem Menschen per Telefon unterhalten kann, der hunderte von Kilometern entfernt ist, so als ob diese Person direkt neben mir steht.

Jedoch bleibt bei allem was wir wissen und erforscht haben so manches mal die Frage nach dem 'Woher' und dem 'Warum' unbeantwortet. Vielleicht werden wir auch diese Fragen eines Tages beantwortet können, vielleicht aber auch nie ganz.
Aber wenn ich zum Beispiel auf einem Berg stehe und in die unendlich scheinende Ferne blicke, wenn ich sehe wie sich ein Vogel scheinbar schwerelos durch die Lüfte bewegt, wie Steinböcke und Gemsen mit Leichtigkeit steilste Felsen überwinden ohne abzustürzen, wie aus Felsen Blumen und Sträucher wachsen können, wie die Wolken dahin ziehen, dann muss ich gestehen, denke ich nicht nach über physikalische Gesetze, Erklärungen oder nach dem "Warum". Dann freue ich mich einfach an dem Anblick und genieße den Augenblick. Dann staune ich und finde einfach alles nur "wunder-bar" – und ich danke Gott dafür.

Wann und worüber haben Sie zuletzt gestaunt?

"Die schönste Erfahrung, die wir überhaupt machen können, ist jene des Geheimnisvollen. Es ist das grundlegende Gefühl, das am Ursprung wahrer Wissenschaft und wahrer Kunst steht. Alle, die dieses nicht kennen und nicht mehr staunen können, sind so gut wie tot und ihre Augen sind verblasst."
Albert Einstein

 

 

 

 

 

Gipfelwege und Lebenswege

Ich gehe sehr gerne in die Berge, zum Wandern oder um eine Bergtour zu machen. Für mich ist jeder Weg auf einen Berggipfel immer auch ein Weg zu mir selbst und dem Lebensweg nicht unähnlich. Es gibt leichtere Touren und schwierige. Manchmal fängt es ganz leicht an und steigert sich dann, andere beginnen gleich sehr steil und mit vielen Hindernissen, so dass man schon von Anfang an viele Kräfte mobilisieren muss. Auf dem Weg zum Gipfel, eröffnen sich immer neue Aussichten, je höher man kommt desto weiter kann man sehen. Das Blickfeld ändert sich ständig, da der Weg meist nicht gerade nach oben verläuft, sondern in vielen Kehren und auch einmal um den Berg herumführen kann. So ergeben sich immer neue Ausblicke. Das, was vorher verdeckt war, wird plötzlich sichtbar und das was vorher sichtbar war, ist vielleicht nicht mehr zu sehen oder sieht anders aus, da der Blickwinkel sich ändert. Weiterlesen