Zerbrechlich

von Rebecca Kluth

Wer will schon zerbrechlich sein
Jemand den man einfach umpusten kann
Antippen und er fällt
Jemand den man fragil nennt

In meinem Kopf ist man dann aus Glas
Mit ganz feinen Gliedern
Ein dünnes kleines Männchen
Durchsichtig
Mit leichten Rissen

Und dann passiert es

Jemand
-Du-
lässt es fallen und es zerbricht in tausend Teile
Und an den Scherben kann man sich schneiden
weh tun

Vielleicht sammelst du die Scherben auf
um dich nicht mehr daran zu schneiden
Vielleicht wirfst du sie in den Müll
nachdem du sie zusammengesammelt hast

Vielleicht versuchst du sie wieder zusammenzusetzen
Vielleicht erschreckst du dich, wenn es klirrt
Zerspringt
Zerscheppert
Zerberstet

Vielleich hast du es aus Versehen im Vorbeigehen umgestürzt
weil du nicht darauf geachtet hast
Oder es im Weg stand
Oder du vergessen hast
dass so ein Glasmännchen zerbrechen kann

Wie schnell
Wie einfach
Wie doll

Aber

Nicht unbedingt Menschen sind zerbrechlich
sondern Dinge

Wie Beziehungen
Freundschaften
Liebschaften
Liebe

Doch man bekommt es nicht immer mit
Nicht sofort
Und manchmal auch gar nicht
Und dann sitzt man gemeinsam auf Scherben
Und versucht krampfhaft dabei zu lächeln

Es klirrt
Es bröselt
Es bricht

Und man reicht sich die Scherben hin und her
Unsicher, ob man sie in den Müll werfen soll
Oder versuchen soll sie wieder zusammen zu setzen

Vielleicht sagt man „das soll so“
Und „Glas geht nun mal kaputt
Und der Müll ist nun mal voll
Und Scherben bringen Glück.“

Was soll ich noch dazu sagen?
Scherben bleiben Scherben
Egal was zerbricht.

Die Natur ist der Rahmen

Die Natur ist der Rahmen.
Der Rest ist des Menschens Wunsch.

Der Lebensraum der Menschheit ist eine Kugel. Sie bewegt sich im Nichts, neben vielen weiteren anderen Kugeln, um eine noch viel größere und glühende Kugel. Mithilfe der Naturwissenschaften versuchen wir die Gesetze unseres Lebensraums und unserer eigenen Natur zu untersuchen. So benötigt auch der Mensch bestimmte Dinge, um zu überleben. Dies ist der unabänderliche Rahmen: die Natur.

Demgegenüber schaffte sich der Mensch eine eigene Welt, die sogenannte Menschenmatrix. Wir haben Gesellschaftsformen, Wirtschaftssysteme und vieles weitere für unser Zusammenleben erfunden. Viele Krisen der Menschheit entsprangen aus dieser Form der Realität; so zum Beispiel Ölkrisen, Finanzkrisen, Weltkriege.

Es ist wichtig zwischen diesen beiden Realitäten zu unterscheiden. Zwischen dem unabänderlichen Rahmen, der Natur, und der Menschenmatrix. Dadurch verlieren Angelegenheiten innerhalb der Menschenmatrix an Relevanz, gleichzeitig schafft diese Unterscheidung Hoffnung. Denn Angelegenheiten innerhalb der Menschenmatrix können wir Menschen mit einer entsprechenden Vision innerhalb des natürlichen, unabänderlichen Rahmens verändern. Es bedarf lediglich den Willen zu dieser Freiheit.

Die Natur ist der Rahmen.
Der Rest ist des Menschens Wunsch.

-adseq

Wie kann es sein?

Wie kann es sein, dass ich in einer so großen Welt eine Rolle spiele?

Jeder Mensch auf dieser Welt, auch wenn er mir gefiele, mir doch so fremd ist, da in jeder Sekunde, in der er lebt, ich ein anderes Leben führe.

Ich denke nach und rauche dabei, schaue aus dem Fenster heraus und sehe paar Bäume. Die Sonne scheint und ich bin ruhig. Doch wie geht es jetzt den anderen Menschen, die da draußen leben? Was machen sie gerade? Erst denk ich an Deutschland und mir fallen viele Dinge ein. Die einen werden bestimmt auch Zuhause sitzen, so wie ich, vielleicht auch mit jemandem zusammen. Sie trinken ein Wein oder ein Bier, sie kochen, schlafen, weinen, streiten, kuscheln, lieben sich oder schauen einen Film. Aber in welcher Komplexität das steckt wird einem erst bewusst, wenn man die verschiedenen Konstellationen zwischen den Menschen betrachtet. Ist es Bruder, Schwester, Freund, Mama oder Exgeliebte:r? Was passiert zwischen den Beziehungen der Menschen, ganz schön viel oder nicht? Es wird Menschen geben, die gerade in einer Situation sind, die ich gerade gar nicht nachvollziehen kann. Es kann jederzeit passieren, dass Menschen leiden und sich gerade in einer Nichtwohlfühlphase befinden. Welche Emotionen da eine Rolle spielen und wie sie in das Leben eintreten und regelrecht zertreten, ist eine unzumutbare Vorstellung.

Es kann einfach alles sein.

Und genau das passiert jetzt, wo ich hier sitze und mein unbekümmertes oder auch bekümmertes Leben führe und nachdenke. Erst habe ich nur an Deutschland gedacht, aber jetzt denke ich weiter. Europa? Spanien, Türkei, Portugal oder Schweden? Was geht da gerade vor, in diesem Moment? Wo doch Sitten, Traditionen und Lebenshaltungen so scheinbar unterschiedlich sind. Andere Reaktionen zu denselben Situationen wie in Deutschland.

Ich weiß es nicht.

Es ist einfach so komplex, dass es mir auch irgendwie Angst bereitet, ein Mensch zu sein. Denk ich global, dann fällt mir direkt Mosambik ein, und ich weiß ungefähr, dass die Menschen dort ein anderes Leben führen als wie in Deutschland. Anders handeln und sind.

Aber was heißt denn „anders“?

Nur weil ich hier gerade so eingeschränkt sitze und mir Gedanken um die Welt mache, heißt es nicht, dass ich anders als Betitelung nehmen darf. Es ist erschreckend, welche Gedanken so kommen, wenn man mit sich alleine ist. Es ist natürlich subjektiv zu betrachten, und ich rede nur von meinen Erfahrungen. Menschen, mit denen ich zu tun habe und die in meinem Umfeld stehen, erleben auch andere Situationen als ich. Sie haben ein komplett anderes Leben wie ich, das Einzige, was sich hier überschneidet, sind die gemeinsamen Erfahrungen. Jeder von ihnen hat sie einzeln aufgenommen und gespeichert, in der Art wie der Mensch denkt und fühlt. Somit ist mir doch eigentlich jeder Mensch fremd, auch wenn er in meinem Leben eine Rolle spielt. Was sind wir, Hauptdarsteller oder Nebendarsteller? Wo setzen wir an? Oder Du? Es ist gruselig zu sehen, dass Du so ein kleines Leben in dieser großen Welt führst, jedoch wichtig für andere Menschen im Leben bist, obwohl Du nur eine Nebenfigur darstellst. Im Endeffekt hängt Dein Leben nur von Dir selbst ab, was sind dann denn schon andere Menschenleben?

Da wir in der Welt alle miteinander koexistieren, müssen wir aber fungieren mit allen Menschenleben, die es gibt.   Respekt und Akzeptanz können da sehr wichtig sein, denn Sein ist immer besser als Schein. Somit ist mir klar, dass ich beides sein kann, Nebendarsteller und Hauptdarsteller, die nebeneinander existieren können, im Wechselspiel. Es ist möglich verschiedene Rollen einzunehmen, die ja auch anerzogen werden oder von klein aufzuspüren sind. Damit lernt es sich später leichter, sich in an Rollen anzupassen, besonders bei vielen verschiedenen Erfahrungen. Durch diese Vielschicht an Perspektiven, so viele Perspektiven, ob auch gesellschaftlich oder politisch gesehen, zum Beispiel Geschlecht oder Rassismus, FDP und die Grünen oder die CDU, wird mir deutlich, dass meine verbildlichte Vorstellung von den unterschiedlichen Leben und der globalen Komplexität lange nicht ausreicht.

Wir sind in Grenzen gefangen, die unser Leben aber möglich machen, da wir ja alle nur Menschen sind. Wir grenzen uns gegenseitig voneinander ab, um sich sicher zu fühlen und diese Grenzen sind meiner Meinung nach wichtig. Über Grenzen hinausgehen ist vielleicht ein paar Erfahrungen wert, um weiter zu wachsen, aber an sich zieht jeder seine eigenen Grenzen in ganz unterschiedlichen Bereichen. Grenzen können versetzt werden und bieten Spielraum. Der Spielraum macht es möglich, auch mal einzustecken, wenn Grenzen überschritten werden, da ja jeder Mensch seine Grenzen anders setzt. Wenn ich mir meine Grenzen vorstelle und ein anderer Mensch, egal wer sich seine Grenzen vorstellt, dann sind sie unterschiedlich. Bei mir hört eine Grenze auf, wo sie bei ihm vielleicht erst anfängt oder auch umgekehrt. In allen Bereichen.

Jedoch muss ich sagen, dass es innerhalb verschiedener Gruppen bezüglich des Geschlechts, des Aussehens und der Herkunft weniger Unterschiede zu geben scheint als außerhalb der Gruppen. Oft sind ähnlichere Grenzen innerhalb einer Gruppe vorzufinden, da die Lebenssituation und Erfahrungen näher beieinander liegen. Damit will ich aber nicht behaupten, dass alle Leben aus dieser Gruppe gleich sind. Nur die Unterschiede der Grenzen hängen viel von Lebenserfahrung und Erinnerungen ab, die zum Beispiel bei einem fünfzigjährigen Menschen und einem zwölfjährigen Jungen oder Mädchen anders gegeben sind als die zwischen zwei Jungen oder zwei Mädchen. Oder auch von einer vielleicht vierzigjährigen Frau, die der LGBTIQ+ Szene angehört und sich als Person im Unterschied zur heteronormativen Gesellschaft definiert. Dadurch sind Grenzen freigesetzt, ob gewollt oder gesellschaftlich bedingt.

Diese ganzen Komplexitäten machen es mir so schwer, hier zu sitzen und das zu akzeptieren, anzunehmen ohne jemals eine Antwort auf die Frage, was die Menschen gerade in dieser Situation machen, zu bekommen. Nur die Neugier ist so groß, da ich alles erfassen möchte, alles was es auf dieser Welt gibt. Aber das wäre ja zu viel, deshalb lebe ich in meinen eigenen Grenzen vor mich hin, die ich ab und zu erweitere oder zurücksetze. So bin ich sicher, sicher vor all dem, was draußen passiert, um mein eigenes Leben zu wahren. Die Neugier ist die Aufregung innerhalb meiner Grenzen, die mich zum Erweitern oder Zurücksetzen meiner Grenzen bringt und meinem Leben einen Sinn zu gibt, weiterzumachen. Immer wieder das Feuer in dir entfachen, um lebendig zu sein und zu fühlen wer du bist.

Wie kann es sein, dass ich in einer so großen Welt eine Rolle spiele?

Jeder Mensch auf dieser Welt, auch wenn er mir gefiele, mir doch so fremd ist, da in jeder Sekunde, in der er lebt, ich ein anderes Leben führe.

von Zarah Reiter

Sinnloses Geschreibe

Sinnloses Geschreibe.

Chatten, mit fremden Leuten kommunizieren, nur um sich von Alltagsdingen abzulenken, ihnen tiefste Geheimnisse mitzuteilen, die sie sowieso wieder in ihrer Gedankenwelt mit dem Titel ‚Abfall‘ versenken. Viel zu leicht schenkt man Leuten aus sozialen Netzwerken sein Vertrauen, ohne nur eine Sekunde darüber nachzudenken. Wo bleibt nur der Verstand, der uns hilft, all diese Fehler zu vermeiden und uns Weiterlesen

Anforderungen der Außenwelt

»Die Anforderungen der Außenwelt treten uns zuerst in den Geboten der Eltern und anderer Autoritäten gegenüber. Unser Selbstwertgefühl leidet aber darunter, fremden Befehlen gehorchen zu müssen. Andererseits können wir uns ihnen nicht entziehen. Da hilft sich unser Seelenleben damit, daß es diese Befehle verinnerlicht«
(Wilfried Gottschalch, 91, S. 50).

In der Gegenwart leben

Eine Zen-Geschichte:
Ein junger Mann kam zum Meister und berichtete ihm von seinen Erlebnissen.
“Im Himalaya traf ich einen weisen alten Mann, der in die Zukunft sehen kann. Diese Kunst lehrte er auch seine Schüler.”, sprach er voller Begeisterung.
“Das ist keine Kunst.”, sagte der Meister. “Mein Weg ist viel schwieriger.”
“Wirklich?” fragte der junge Mann. “Wie ist euer Weg, Herr?”
“Ich bringe den Menschen bei, die Gegenwart zu sehen.”

Als ich diese Geschichte zum ersten Mal las, musste ich zunächst schmunzeln, fühlte mich aber auch „ertappt“, denn auch bin mit Gedanken oft in der Vergangenheit, im nächsten Moment oder in der weiteren Zukunft, anstatt im jetzigen Augenblick. Da kann es leicht passieren, dass man sich von der Gegenwart entfernt und außerhalb des Lebens steht, da man den Moment und was gerade ist, nicht bewusst wahrnimmt und so auch viele schöne Augenblicke verpassen kann. Dabei ist der wichtigste Moment doch immer der, der jetzt gerade ist. Was vergangen ist, lässt sich nicht mehr ändern. Was kommt, können wir nicht wirklich wissen und kommt oft sowieso anders als erwartet oder geplant.

Das bedeutet natürlich nicht, dass wir planlos durch das Leben gehen und keine Gedanken an die Zukunft verschwenden sollen. Aus der Vergangenheit lernen wir und natürlich müssen wir auch Ziele haben und Entscheidungen treffen, die in die Zukunft gehen. Im Hier und Jetzt zu leben bedeutet vielmehr achtsam zu sein und sich ganz auf den jetzigen Moment einzulassen. Mit allen Sinnen bei dem zu sein, was gerade ist oder was man gerade tut und sich nicht schon gedanklich im nächsten Augenblick, bei der nächsten Tätigkeit, bei der nächsten Aufgabe oder dem nächsten Gespräch zu befinden. Nur in der Gegenwart können wir unser Leben genießen, es aktiv gestalten, ändern was sich ändern lässt und lernen hinzunehmen, was sich nicht ändern lässt. Nur in der Gegenwart können wir SEIN.