Gipfelwege und Lebenswege

Ich gehe sehr gerne in die Berge, zum Wandern oder um eine Bergtour zu machen. Für mich ist jeder Weg auf einen Berggipfel immer auch ein Weg zu mir selbst und dem Lebensweg nicht unähnlich. Es gibt leichtere Touren und schwierige. Manchmal fängt es ganz leicht an und steigert sich dann, andere beginnen gleich sehr steil und mit vielen Hindernissen, so dass man schon von Anfang an viele Kräfte mobilisieren muss. Auf dem Weg zum Gipfel, eröffnen sich immer neue Aussichten, je höher man kommt desto weiter kann man sehen. Das Blickfeld ändert sich ständig, da der Weg meist nicht gerade nach oben verläuft, sondern in vielen Kehren und auch einmal um den Berg herumführen kann. So ergeben sich immer neue Ausblicke. Das, was vorher verdeckt war, wird plötzlich sichtbar und das was vorher sichtbar war, ist vielleicht nicht mehr zu sehen oder sieht anders aus, da der Blickwinkel sich ändert.Wenn man nach oben schaut, hat man meist den Gipfel, das Ziel, vor Augen. Allerdings kann er ab und zu auch wieder aus dem Blickfeld verschwinden. Manchmal führt der Weg auch wieder ein Stück nach unten, um dann erneut anzusteigen. Es gibt Gratwanderungen und auch Stellen, die gefährlich sein können und an welchen man sich vielleicht überwinden muss, um weiterzugehen. Es gibt Wege oder Wegabschnitte, die mit großen Anstrengungen verbunden sind, bei welchen man sich vielleicht auch einmal sehr quälen oder überwinden muss und die an die eigenen Grenzen führen können. Jeder Weg ist somit immer auch eine Erfahrung mit sich selbst. Wenn das Wetter umschlägt, kann es sein, dass man auch einmal eine Tour abbrechen und zurückgehen muss. Auch diese Entscheidung kann Stärke erfordern, vor allem wenn man dem Ziel schon sehr nahe ist. Hat man aber letztendlich das Ziel erreicht und steht auf dem Gipfel, ist es wundervolle Erfahrung. Bei schönem Wetter wird man einem wunderbarem Weitblick belohnt. Grenzen verschwinden und der Horizont wird weiter.

Der Lebensweg lässt sich meines Erachtens sehr gut damit vergleichen. Je weiter ich zu meinem Ziel gehe und je älter ich werde, desto mehr sehe und erkenne ich. Beim Weitergehen verändert sich auch immer wieder das Blickfeld und die vielen kleinen Puzzleteilchen des Lebens fügen sich zu einem Gesamtbild. Das Leben ist manchmal wie ein ebener Weg, leicht und genussvoll, dann wieder steinig, steil und/oder voller Hindernisse und Hürden, die es zu meistern gilt. Manchmal verläuft der Weg direkt, dann wieder kurvig und über Umwege. Wie auf dem Berg, so müssen auch im Leben immer wieder Entscheidungen getroffen werden, mit allen Konsequenzen, die sich dann daraus ergeben. Mit der Zeit lernen wir sowohl uns selbst, als auch unsere eigenen Grenzen immer besser kennen und somit auch immer besser, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Wichtig ist nicht das Tempo, sondern das Weitergehen, aber im Notfall auch einmal umzudrehen oder auch ein Stück zurückzugehen und einen neuen Weg einzuschlagen, wenn ein Weg als falscher Weg erkannt wird oder das Ziel aus den Augen verloren wurde. Im Rückblick kann man dann meist vieles erkennen und verstehen, was zuvor noch unklar war. Und bei so manchem Weg zum Gipfel und in meinem Leben, konnte ich auch immer wieder die wunderbare Erfahrung machen, dass Gott bei mir war und mich schon so manches Mal  im wahrsten Sinne des Wortes „gehalten“ hat, damit ich nicht abstürze.

“ Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir.“ – Psalm 139,5

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