Gipfelwege und Lebenswege

Ich gehe sehr gerne in die Berge, zum Wandern oder um eine Bergtour zu machen. Für mich ist jeder Weg auf einen Berggipfel immer auch ein Weg zu mir selbst und dem Lebensweg nicht unähnlich. Es gibt leichtere Touren und schwierige. Manchmal fängt es ganz leicht an und steigert sich dann, andere beginnen gleich sehr steil und mit vielen Hindernissen, so dass man schon von Anfang an viele Kräfte mobilisieren muss. Auf dem Weg zum Gipfel, eröffnen sich immer neue Aussichten, je höher man kommt desto weiter kann man sehen. Das Blickfeld ändert sich ständig, da der Weg meist nicht gerade nach oben verläuft, sondern in vielen Kehren und auch einmal um den Berg herumführen kann. So ergeben sich immer neue Ausblicke. Das, was vorher verdeckt war, wird plötzlich sichtbar und das was vorher sichtbar war, ist vielleicht nicht mehr zu sehen oder sieht anders aus, da der Blickwinkel sich ändert. Weiterlesen

Standhaft zu sein in der Aufrichtigkeit

von Altuğ Öztürk

Sind wir dazu bereit, egal unter welchen Umständen stets gerecht zu handeln und ehrlich zu bleiben, selbst wenn wir wüssten, dass wir Schaden davon tragen? Stellen wir uns alle selbst diese Frage…

Sie können einen sehr großen Fehler begangen haben. Denken Sie in dieser schweren Situation daran mit einer kleinen Lüge verhindern zu wollen, dass Ihr begangener Fehler ans Licht kommt oder dass jemandem geschadet wird, oder daran nicht von der Aufrichtigkeit und Gerechtigkeit zu weichen? Weiterlesen

Grenzen überwinden

Grenzen können Sicherheit geben und sie können begrenzen. Oft ist diese Sicherheit jedoch nur eine vermeintliche Sicherheit und zu viele Grenzen hindern uns an der Weiterentwicklung. Deshalb sollten wir hin und wieder wagen, Grenzen zu sprengen. Grenzen, die wir uns selbst und Grenzen, die uns andere gesetzt haben. Spätestens wenn wir uns wie in einem Käfig, wenn wir uns begrenzt und von andern Menschen getrennt fühlen, ist es nötig diese Grenzen zu hinterfragen und sie zu verschieben. Wagen neue Wege zu gehen, neu zu denken und dazuzulernen, neu zu handeln, hinter die Grenzmauern zu blicken  und Ängste zu überwinden. Ängste, die oft aus Unwissenheit und Vorurteilen entstehen. Grenzen fordern uns heraus, im Überwinden wachsen wir.

Hinter dem Horizont gehts weiter ….

Wer bin ich?

Wer bin ich?

Wer bin ich? Sie sagen mir oft,
ich träte aus meiner Zelle
gelassen und heiter und fest
wie ein Gutsherr aus seinem Schloss.
Wer bin ich? Sie sagen mir oft,
ich spräche mit meinen Bewachern
frei und freundlich und klar,
als hätte ich zu gebieten.

Wer bin ich? Sie sagen mir auch,
ich trüge die Tage des Unglücks
gleichmütig, lächelnd und stolz,
wie einer, der Siegen gewohnt ist.

Bin ich das wirklich, was andere von mir sagen?
Oder bin ich nur das, was ich selbst von mir weiß?
Unruhig, sehnsüchtig, krank, wie ein Vogel im Käfig,
ringend nach Lebensatem, als würgte mir einer die Kehle,
hungernd nach Farben, nach Blumen, nach Vogelstimmen,
dürstend nach guten Worten, nach menschlicher Nähe,
zitternd vor Zorn über Willkür und kleinlichste Kränkung,
umgetrieben vom Warten auf große Dinge,
ohnmächtig bangend um Freunde in endloser Ferne,
müde und leer zum Beten, zum Denken, zum Schaffen,
matt und bereit, von allem Abschied zu nehmen?

Wer bin ich? Der oder jener?
Bin ich denn heute dieser und morgen ein andrer?
Bin ich beides zugleich? Vor Menschen ein Heuchler
und vor mir selbst ein verächtlich wehleidiger Schwächling?
Oder gleicht, was in mir noch ist, dem geschlagenen Heer,
das in Unordnung weicht vor schon gewonnenem Sieg?

Wer bin ich? Einsames Fragen treibt mit mir Spott.
Wer ich auch bin, Du kennst mich, Dein bin ich, o Gott!

~ Dietrich Bonhoeffer ~

Dieses Gedicht hatte Dietrich Bonhoeffer im 2. Weltkrieg, Juli 1944, während seiner Haft in einem Gefängnis in Berlin verfasst. Ich denke wir alle haben uns während unseres Lebens auch schon ein- oder mehrmals die Frage gestellt, wer wir wirklich sind.
Wer bin ich? Bin ich so, wie andere in mir sehen oder bin ich doch ganz anders?
Passt das, was ich nach außen hin darstelle wirklich zu dem, was in mir ist?
Gibt es überhaupt eine eindeutige Antwort auf die Frage, oder ist es vielmehr so, dass ich beides bin – so wie andere mich sehen und so wie ich mich sehe? Oder keines von beiden?
Können wir uns eigentlich wirklich selbst durchschauen?

Wer bin ich? – Diese Frage stellen wir uns wahrscheinlich am häufigsten in Krisenzeiten, wenn plötzlich alles anders ist, als zuvor oder geplant. Wir verlieren vielleicht unser Selbstvertrauen, beginnen an uns zu zweifeln und hinterfragen uns selbst. Häufig entdecken wir in solchen Zeiten Seiten an uns, die uns seither verborgen waren. Das können sowohl Stärken als auch Schwächen sein.

Sind wir so, wie andere uns sehen? – Es kommt sicher auch darauf an, wie gut uns die anderen kennen. Enge Freunde wissen eher, wie wir wirklich sind, als solche Menschen, die uns nur flüchtig kennen. Manchmal wissen sie  sogar besser als wir selbst, wer wir sind und was was in uns ist. Natürlich kann es auch sein, das sie ihre eigenen Gedanken in uns hineinlegen.

Vielleicht werden wir selbst nie wirklich genau wissen, wer wir sind, aber vielleicht müssen wir es auch nicht. Bonhoeffer schreibt am zum Schluss:

„Wer ich auch bin, Du kennst mich, Dein bin ich, o Gott!“

Gott weiß wer wir sind. Wo ich auch bin und was ich auch sage , denke oder mache, Gott kennt mich. Er weiß wer oder was ich bin. Er sieht in mein Innerstes, Ihm bleibt nichts verborgen. Auf Gott können wir vertrauen.

Ist es vernünftig zu glauben?

Die Welt und unser Leben sind ständigen Veränderungen auf allen Ebenen unterworfen. Was heute noch gilt kann morgen schon falsch sein. Auf was ich heute vertraue, auf was ich mich verlasse, kann morgen schon erschüttert werden. Auch uns selbst erleben wir oft als unzuverlässig. So unterliegen wir beispielsweise oftmals Stimmungsschwankungen , die uns verunsichern können oder die wir als widersprüchlich empfinden. So manches Mal müssen wir feststellen, dass wir es nicht immer schaffen uns an unsere guten Vorsätze oder unsere eigenen Vorgaben zu halten.

In jedem von uns schlummert aber sicher der Wunsch auf etwas vertrauen zu können, sich auf etwas oder jemanden verlassen zu können. Kann uns der Glaube an Gott diese Sicherheit bieten oder ist es unvernünftig zu glauben? Weiterlesen

Möglichkeiten des Augenblicks

Ein Tag ist aufgeteilt in 24 Stunden, das entspricht 1.440 Minuten oder 86.400 Sekunden. Wie viele Augenblicke und Momente darin enthalten sind, ist schon schwieriger zu bestimmen, denn was ein Augenblick ist und wie lange er andauert, darüber gibt es unterschiedliche Ansichten. Aber ich denke es sind sehr viele und jeder dieser Augenblicke ist etwas Besonderes, ein Geschenk. Er kommt und geht vorbei, oft ein kurzer Moment nur, und birgt doch so viele Möglichkeiten. Ich kann diese Möglichkeiten vorbeigehen lassen oder ergreifen, ganz wie ich mag. Wie auf einem richtigen Weg, komme ich auch auf meinem Lebensweg immer wieder an Abzweigungen oder Kreuzungen, an welchen ich mich entscheiden muss in welche Richtung gehe und welchen Weg ich nehme. Jeder Augenblick kann solch eine Kreuzung oder Abzweigung sein. In jedem kann ich mich neu entscheiden, ob ich auf meinem jetzigen Weg bleiben oder eine neuen einschlagen will. Jeder Augenblick birgt die Fülle eines ganzen Lebens. Wichtig ist jedoch, ihn bewusst zu leben und achtsam zu sein, um ihn in seiner Einmaligkeit und mit allem was er bereithält, zu erfassen.

Lebe den Moment, denn er ist schnell vergangen
und lässt sich nicht für Geld noch Gold
so, wie er war, noch einmal fangen

Gwendolyn Brooks