Gespräch über Islam und Tradition auf Xtanbul

Am 15.09.2011 gab es bei der türkischen Sendung XTANBUL des lokalen Radiosenders Radio X aus Basel ein sehr interessantes Interview mit Kerem Adıgüzel zum Thema „Islam – was ist Tradition, was ist Religion“.

Wenn wir an den Islam denken, haben wir sicherlich alle eine bestimmte Vorstellung oder bestimmte Bilder im Kopf. Woher kommen diese Vorstellungen und entsprechen sie wirklich dem Islam? Dazu muss man zunächst einmal wissen, was Islam überhaupt bedeutet. Dies und die Frage „Was ist Tradition und was ist Religion?“ wurde in dem Interview von Kerem Adıgüzel beantwortet. Dabei hat er auch Themen wie Kopftuch, Rechte der Frauen, Rechtsform des Koran und Demokratie und Umgang miteinander näher beleuchtet und aus der Sicht des Koran sehr anschaulich erklärt.

Alle Interessierten, die keine Gelegenheit hatten, dieses wirklich sehr interessante und auch spannende schweizerdeutsche Interview zu hören, finden hier die Radiosendung vom 15. September 2011 (44.7 MB, mp3-Datei) auf Xtanbul.

Ein Land mit 72 Millionen potentiellen Hodschas (Theologen)

Die Türken sind wahrhaftig ein sehr interessantes Völkchen. Ein Türke zu sein ist für mich selbst eine echte Ehre. Türkisches Blut in mir zu haben erfüllt mich mit Stolz und Freude. Doch so manches Mal kann ich nicht anders als über die meisten meiner Landesgenossen zu schmunzeln oder den Kopf zu schütteln.

Es ist kein Geheimnis, dass die Türken ein in der Mehrheit sunnitisch-muslimisches Volk sind. Nicht nur das, sie sind auch im allgemeinen „potentielle Anwärter“ als Theologen, die den Glauben dem Anschein nach am besten kennen. Ich bin persönlich der Meinung, dass man als Muslim auf jeden Fall den Koran ernst nehmen und ihn auch lesen sollte. Ansonsten sollte man sich nicht als Muslim bezeichnen. Wenn man von Nichtmuslimen nach Begründungen für diese oder jene Regel gefragt wird, sollte man mit Koranversen antworten können. Aus dem Stand heraus. Jedoch machte ich auch die Erfahrung, dass gerade dieses Können oft in meinem Gegenüber ein mulmiges Gefühl erzeugt. Es ist am Gesicht abzulesen, was gedacht wird: der treibt es doch zu weit in seiner Religion!

Im Anschluss entstehen dann Gespräche, die sich immerzu wiederholen. Es spielt lediglich eine Rolle, Weiterlesen

Broder und der Islam

Eigentlich habe ich Texte von Henryk M. Broder immer äußerst gern gelesen und eigentlich war ich auch immer bemüht, ihn von dem Vorwurf ein geistiger Brandstifter zu sein, freizusprechen, obgleich ich seinen Thesen zur „Islamisierung“ Europas nie viel abgewinnen konnte.

Nachdem ich nun im SPIEGEL sein Essay „Das grüne Band der Sympathie“ gelesen habe, muss ich mein Urteil über Broder wohl revidieren.

Die Kompetenz eines Intellektuellen, sei er es selbsternannt oder in den Augen anderer verdient, messe ich vor allem an seiner Bereitschaft und Fähigkeit, Dinge zu differenzieren, sich also vom plumpen Schwarz-Weiß-Denken des BILD-Proleten abzugrenzen. Bislang konnte ich auch bei Broder, ohne Zweifel ein kluger und vor allem lustiger Kopf, immer eine klare Unterscheidung zwischen Terroristen und gewöhnlichen Muslimen, politischem Islamismus und Islam finden, auch wenn es in seiner rhetorischen Wucht und Polemik oftmals etwas unterging.

Im besagten Essay jedoch verschwimmen für ihn die Grenzen zwischen Islam und Extremismus völlig. Mehr noch, in einem Nebensatz kanzelt er den entscheidenden Unterschied als nichtig, im Grunde gar nicht existent, ab.
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Moscheen – die Meinung eines Juden

Als Jude in Deutschland stimmt es mich traurig und beschämt es mich auch ein wenig, dass ausgerechnet ein Kind Israels – ebenfalls in Deutschland geboren und aufgewachsen – gegenüber einer anderen, wenn auch größeren Minderheit in diesem Land einen Ton anschlägt, der auf eben jenes Kind Israels in gleicher Weise zurückfallen könnte und es in der Vergangenheit bereits zwang, sich vor den Früchten einer solchen Rhetorik zu verbergen.

Es ist ein Ton der Verachtung, Intoleranz und einseitigen Informationsaufnahme mit dem der Journalist Ralph Giordano sich als jüdische Stimme lautstark gegen den Bau einer großen Zentralmoschee in Köln einsetzt. Dass er bei seinem engagierten Einsatz an wirklich wichtigen Fragen und Problemen, die tatsächlich und ohne jegliches Gutmenschentum diskutiert werden müssten, vorbeiredet und stattdessen eine unsinnige Logik propagiert, dass das kulturelle Selbstbewusstsein einer Minderheit mit der Ablehnung von Integration gleichzusetzen sei, kann und mag er nicht so recht einsehen. Weiterlesen