Gefängnisstrafe wegen Beleidigung des Propheten

Es ist wieder einmal vollbracht. Ein säkularer Staat sperrte einen Autor für 1 Jahr und 45 Tage aufgrund „öffentlicher Erniedrigung religiöser Werte, die von einem Teil des Volkes beachtet werden“, ein, weil dieser den Propheten Mohammed beleidigte und daraufhin von fünf Anklägern angezeigt wurde.

Dieser Umstand ist wieder einmal zum Kopfschütteln geeignet. Denn auf einer islamisch-religiösen Basis kann dieses Verhalten des Staates nicht verstanden werden, wenn man liest:

4:140 Und Er hat euch schon in dem Buch offenbart: wenn ihr hört, daß die Zeichen Gottes geleugnet und verspottet werden, dann sitzt nicht bei ihnen (den Spöttern), bis sie zu einem anderen Gespräch übergehen; ihr wärt sonst wie sie. Wahrlich, Gott wird die Heuchler und die Ableugner allzumal in der Hölle versammeln.

 

45:14-15 Sprich zu denen, die glauben, sie mögen denen vergeben, die nicht mit den Tagen Gottes rechnen, auf dass Er die Leute für das belohne, was sie verdienen. Wer Gutes tut, tut es zu seinem eigenen Vorteil. Und wer Böses tut, tut es zu seinem eigenen Schaden. Zu eurem Herrn werdet ihr dann zurückgebracht.

Gottesworte sind deutlich. Wir sollen nicht schimpfen, wir sollen ihnen vergeben, sie alleine lassen, und uns um unsere eigene Seele kümmern. Es sei hier noch angemerkt, dass es hierbei um die Zeichen Gottes geht und nicht um die Propheten (Plural!) Gottes, die hier spöttisch behandelt werden. Jedoch lässt sich m.E. dasselbe Prinzip auch hier anwenden.

Wieso macht der selbsternannte Frömmler genau den Fehler, vor dem wir im Buch gewarnt werden? Da hat also jemand den Propheten schlecht erwähnt, so what? Was nun? Wen betrifft das? Einfach ignorieren und sich um die Arbeit an der eigenen Seele kümmern! Haben wir keine wichtigeren Probleme als Religionspolizisten zu werden, wo wir doch zuerst einmal vor der eigenen Haustüre kehren sollten?

Was haben die Leute damit erreicht? Dieser Mann, dessen Name ich hier nicht zitieren möchte, erlangte in der Türkei im Handumdrehen breite, mediale Präsenz und stellt sich nun opportunistisch als Opfer dar. Diese Ankläger haben es in den Worten des Koran also geschafft, so zu sein wie er! Und noch viel mehr, sie haben ihn dorthin befördert, wo er mit seinen Aussagen noch mehr Menschen erreicht! War es das, was diese Leute erreichen wollten, nämlich dass noch mehr Leute von diesen Beleidigungen erfahren? Wäre dies passiert, wenn wir einfach „na und?“ gesagt hätten?! Wohl kaum.

Doch wieso widme ich mich diesem Thema, obwohl ich dies an anderer Stelle auch schon angeschnitten hatte? Denn viel interessanter wird es, wenn man sich die aktuelle Sachlage genauer vergegenwärtigt und die Umstände durchleuchtet. Das türkische Präsidium für Religionsangelegenheiten (Diyanet) kündigte vor einigen Jahren an, eine neue Edition der Hadith-Sammlungen herauszubringen, was ich auch bereits an anderer Stelle erwähnte und kommentierte. Vor weniger als zwei Wochen soll nun diese Arbeit vollendet worden sein. Wieso sollten die von der Diyanet noch vor einiger Zeit als „islamisch relevante Quellen“ angesehen wurden, plötzlich nicht mehr zeitgemäss sein?

Es ist durchaus schizophren das religiöse Ministerium als respektable Institution in Fragen des islamischen Glaubens anzusehen, während dieser verwirrte Mann eingesperrt wird, weil er Texte zitiert und sich auf sie beruft, die das religiöse Ministerium selbst herausbringt! Und dieser Mann ist nicht der einzige Mensch, der den ehrbaren Propheten zu Unrecht auf Basis von Vermutungen beleidigen will. Es überraschte mich nicht, was hierzulande die FPÖ-Politikerin Winter vor einiger Zeit sagte. Ihr wurde Rassismus vorgeworfen auf den Satz hin: Mohammed wäre “im heutigen System ein Kinderschänder”.

Diese Menschen sprechen doch nur aus, was ein Grossteil der unwissenden, muslimischen Menschen nie auszusprechen wagt, weil sie es sich nicht vorstellen können, dass der Prophet in Echt so war! Aber es ist doch so, laut den Texten, die Diyanet selbst herausgibt als „Quellen des Islam“, wird der Prophet auf unterschiedlichste Art und Weise beleidigt. Der Prophet Mohammed wäre laut diesen nichtislamischen Büchern im heutigen System ein Kinderschänder, sexsüchtiger Psychopath, Kriegstreiber, Unterdrücker, Missachter der Meinungsfreiheit, ein abergläubischer Mensch, ein Tyrann, ein Despot, ein Frauenhasser. Es gäbe bestimmt noch mehr, womit der sunnitische Mohammed beschrieben werden könnte, jedoch ist das glücklicherweise nicht der wahre Mohammed, der den Koran überbracht hat und von dem geschrieben steht, dass er “große Tugendeigenschaften besitzt” (68:4)

Also, liebe Zeitgenossen, die sich Muslime nennen wollen, die laut Koran für Frieden und nicht für Unfrieden und Aufruhr zu sorgen haben, wenn ihr jemanden der Beleidigung des Propheten anklagen wollt, so klagt das religiöse Ministerium (Diyanet) in der Türkei an, klagt die Menschen an, die überhaupt erst dafür gesorgt haben, dass solches Gerücht in die Welt gesetzt werden kann.

Klagt aber zuerst euch selbst an, weil ihr eure eigene Religion nicht kennt und in völliger Unwissenheit dem Bild des Islam mehr schadet als ihr glaubt, ihm zu nützen!

2 Gedanken zu “Gefängnisstrafe wegen Beleidigung des Propheten

  1. As Salamu Aleikum lieber Bruder Kerem,

    ich stimme dir in dieser Angelegenheit voll und ganz zu. Wenn man so viel Trubel darum macht, dann ist es doch klar, dass automatisch auch noch viel mehr Menschen davon mitbekommen, und diejenigen, die wenig Wissen vom wahren Islam haben, lassen sich von solchen Beleidigungen dann schnell beeinflussen.
    Mashallah, ich finde es toll, dass du den Mann, der diese Aussagen gegenüber unserem Propheten getroffen hast, nicht namentlich genannt hast, und auch seine Aussage nicht erwähnt hast. Ich kann mir vorstellen dass es bestimmt eine kleine Versuchung war es zu veröffentlichen, aber es hätte diesem Menschen dann wieder unnötig Aufmerksamkeit gegeben.

    Möge uns Allah die Kraft dazu geben, sinnloses und respektloses Gerede einfach zu überhören und darüber zu stehen, denn wir kennen doch die Wahrheit, alhamdulillah, und haben es gar nicht nötig, uns mit so etwas rumzuschlagen und den Menschen eben diese unnötige Aufmerksamkeit zu geben.
    Mögen wir diese negative Energie doch, wie du schon sagtest, lieber in unsere eigene Seele investieren! 🙂

    Wa salam,
    deine Schwester im Glauben

  2. Ganz meine Meinung Bruder Kerem. Ist mir doch egal, was irgendein Heini über einen Propheten sagt. Am Ende muss jeder für sich selbst gerade stehen. Das kommt davon, wenn man sich nicht mit dem Koran auseinandersetzt. Weiter so und möge Gott uns rechtleiten

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